Mallorca – Traumhaftes Rennrad-/Veloland

Abschliessend der Ferien auf Mallorca möchte ich gerne doch noch ein paar Worte über meine Rennrad-/Velotouren auf der grössten der balearischen Insel verfassen, steht Mallorca doch für eine Hochburg für Radausflüge.

Insgesamt war ich dreieinhalb Mal unterwegs. Fokussiert natürlich auf den Norden der Insel. Die erste „halbe“ Tour war eine Übergangsgelegenheit, bei der ich das Rennrad nur als Transportmittel nutzte, um mit der Freundin auf dem Marktplatz in Pollença bei schönstem Wetter das Mittagessen zu geniessen. Die anderen drei längeren Routen konnten einmal mehr demonstrieren, wieso Mallorca so beliebt bei „Gümmelern“ (Schweizerisch für Freizeitrennradfahrer) ist.

Hin und Zurück am Cap de Formentor

Radfahrt 1: Port Pollença – Cap de Fermentor – Port Pollença, 50.8km, 850hm

Eigentlich eine etwas spezielle Tour. Schon beim Wandern oder Laufen bin ich kein grosser Freund von Hin-und-Zurück-Routen. Also, Routen auf dem man den gleichen Weg zurück nimmt, den man gekommen ist. Um an die nördlichste Spitze Mallorcas, sprich zum Cap de Formentor zu kommen, muss man aber genau dieses Tun: Hin und Zurück. Denselben Weg. In diesem spezielle Fall ist das jedoch alles andere als tragisch. Selten bin ich eine solch traumhafte Strasse gefahren. Kurvenreich, hügelig, rollender Asphalt, wenige Autos (zumindest in dieser Jahreszeit) – und hinter jeder Kurve verbirgt sich ein neues überwältigendes Panorama auf die wilden Hügel der Serra de Tramuntana, die teilweise senkrecht ins Mittelmeer abfallen. Und auf dem Rückweg sieht natürlich alles wieder ganz anders aus.

Cap De Formentor
Blick zurück auf die letzten Kurven vor dem Leuchtturm am Cap

Am Fusse der Serra de Tramuntana auf den Puig d’Inca

Radfahrt 2: Alcudia – Sa Pobla – Puig d’Inca – Alcudia, 64km, 456hm

Eine spontane Zwischenetappe. Nicht wirklich geplant und eher dazu gedacht, um die Beine zu lockern. Ganz ohne hügelige Herausforderung wollte ich aber nicht bleiben, sodass ich als mein Ziel den Puig d’Inca, auch manchmal Puig de Santa Magdalena, ausmachte. Kein wirklicher Berg, aber mit seinen 287m doch eine deutliche Erhebung im mallorquinischen Inland. Den Hügel erreichte ich über eine windgefährdete breitere Strasse, welche von Alcudia nach Sa Pobla führte. Anschliessend konnte ich jedoch in einen ersten kleinen Cami – katalanisch für „Weg“ – abbiegen, der mich direkt an den Fuss des Anstiegs zum Puig d’Inca brachte. Dieser überraschte mit für seine Kürze von 2.8km sehr vielen Haarnadelkurven, die insbesondere im Mittelteil kurz aufeinander folgten. Da kam sogar Passfeeling auf. Oben angekommen konnte ich die Aussicht über die ganze Insel geniessen (nicht zu vergleichen mit der beschriebenen Aussicht vom Talaia d’Alcudia). Das eigentlich Highlight der Tour war jedoch der Rückweg über die kleinen Camis bei Campanet. Der alte Verbindungsweg zwischen Campanet und Pollenca führt an flächig angelegte Olivenhaine, abgelegene Weingüter sowie urige Fincas vorbei, immer mit dem Blick zum Hauptkamm der Serra de Tramuntana.

Puig Tomir
Der Puig Tomir als einer der 1000er der Serra de Tramuntana

Ruta de Pollença

Radfahrt 3: Pollença – Campanet – Coll de Sa Batalla – Pollença, 70.1km, 919hm

Die einzige wirklich „Bergetappe“ – zumindest kann man beim Coll de Sa Batalla von einem Anstieg sprechen. Doch später mehr. Diese Etappe war sozusagen das letzte Puzzlestück für die mittlere und nordöstliche Tranmuntana. Nachdem ich die bekannten Anstiege und Routen um Soller, Valledemossa und dem Puig Major letztes Jahr gefahren bin, konnte ich dieses Mal noch den fehlenden Teil im Norden bewältigen. Bis zum Fusse des Colls wählte ich dieselbe Route, die ich am Vortag von Campanet retour gefahren bin. Der Unterschied jedoch ist, dass man bei der Fahrt ins Landesinnere doch einige Höhenmeter bewältigen muss. Ein kleiner Anstieg vor Campanet, ein weiterer vor Moscari, und schliesslich einer in Selva.

Blick auf Caimari
Wunderschön gelegen – Caimari am Fusse des Coll de Sa Batallas

Und erst dann beginnt der 7.8km lange Anstieg des Coll de Sa Batalla. Schon bei Ausfahrt aus Caimari beginnt die Strasse sich über mehrere Serpentinen in die Höhe zu schlängeln. Nie wirklich steil. Und mit wenig Verkehr. Nach mehreren langgezogenen Passagen im Mittelteil dringt man immer mehr in die Wildheit der Tramuntana ein. Hin und wieder kann man durch einige der Felswände ein paar Blicke zurück auf die Ebene im Inland Mallorcas erhaschen, bevor die letzten Haarnadelkurven in Angriff genommen werden können. So richtig steil wird es jedoch nicht mehr, sodass man schon bald die wohl bekannteste Tankstelle Mallorcas am Coll de Sa Batalla erreicht.

Theoretisch gäbe es sowohl hier die Möglichkeit einer Pause als auch 2km weiter am Kloster Lluc. Ich jedoch entschied mich nur für kurze Fotostops, bevor ich mich in die fast 18km Abfahrt nach Pollença stürzte. Diese lange und abwechslungsreiche Abfahrt entschädigt für alle vorherigen Anstrengungen. Die Landschaft der Tramuntana abseits der Strasse wird erst felsiger, wilder und irgendwie skurriler, dann wieder ruhiger, ländlicher und fast schon lieblich. Bei lockeren Geschwindigkeiten zwischen 40 und 50km/h rollte ich unaufhaltsam in Richtung der Badia de Pollença näher. Und so langsam erkannte ich die Umrisse des Talaia d’Alcudias und des Cap de Formentor wieder – die wohl markantesten Erhebungen der Gegend, die ich definitiv lange in Erinnerung behalten werde. Traumhaft.

Ein paar weitere Impressionen: