Matterhorn Ultraks 2018

Lauf: Matterhorn Ultraks Zermatt, 49k, 3600hm, 25.08.2018 (scroll down for English summary)

Neben dem Matterhorn das zweite Highlight: die Monte-Rosa-Gruppe
Neben dem Matterhorn das zweite Highlight: die Monte-Rosa-Gruppe

Das „Sky“ Race des Matterhorn Ultraks in fünf Akten:

Die Vorbereitung

5:10Uhr morgens an meinem Geburtstag. Der Wecker klingelt. Aufstehen. Während ich als Kind aufgeregt war, die Geschenke entgegenzunehmen, trieb mich jetzt eine andere Art von Aufregung um. Am 25.08.2018 stand wohl bisher mein grösstes Rennen an: das “Sky” Race des Matterhorn Ultraks über 49km und 3600 Höhenmeter. Ein Rennen, das zur sogenannten Migurun Skyrunning Series gehört und ich mir als persönliches Saison-Highlight gesetzt hatte. Sozusagen ein Geburtstagsgeschenk.

Die am Vorabend bereit gelegten Kleider zog ich nach und nach an: Unterhose, Kompressionsstrumpf links, Kompressionsstrumpf rechts, knielange Laufhose, kurze Laufhose drüber, Herzfrequenzgurt, Laufunterhemd, Ärmling rechts, Ärmling links, Lauftrikot (eigentlich ein Velotrikot), Laufsocken und zu guter letzte die Laufschuhe. Die letzte Kontrolle des neu erworbenen und perfekt passenden Laufrucksacks: zwei gefüllte Trinkflaschen (je 0.5ml), eine längere Laufjacke (die ich mir gleich noch anzog, um bei frischen Morgentemparaturen nicht abzukühlen), eine leichte Windjacke, zwei Kopfbedeckungen, ein paar Riegel, zwei Magnesiumampullen, eine Banane, eine Wärmedecke (Pflicht bei einem Skyrunning-Rennen) und zu guter letzt, Wanderstöcke. Nach längerer Überlegung entschied ich mich, diese mitzunehmen. Anders als bei vielen anderen Läufen waren diese erlaubt und aufgrund der langen Steigungen wohl ein wichtiges Hilfsmittel. Ich war bereit.

Der Start

Nach einem hoffentlich ausreichenden Frühstück begab ich mich in den Startbereich. Viele Läufer hatten sich bei bedecktem Himmel und frischen Temperaturen in Zermatts Zentrum eingefunden. Obwohl die Moderatorin versuchte, die insgesamt 779 zum Mitklatschen, Mitgröhlen und Mittanzen zu motivieren, gelang ihr dies nur bedingt. Zu gross war die Anspannung. Oder die Befürchtung, unnötige Energie zu verlieren. Zwei wichtige Hinweise gab sie uns aber dennoch auf dem Weg. Erstens scheint es in höheren Lagen kühl und windig zu sein, das heisst, das ein langes Kleidungsstück sowie eine Kopfbedeckung sehr empfehlenswert wäre. Zweitens stellte sie uns aber gutes Wetter am Gornergrat auf 3132m in Aussicht, sobald man die Wolkendecke, die sich aktuell noch über Zermatt legte, durchquerte. Eine traumhafte Aussicht auf die markanten und bekannten Gipfel der Zermatter Bergwelt war also im Bereich des Möglichen.

7:00 fiel der Startschuss und die Meute begab sich auf die Strecke. Tschüss Zermatt! Wir sehen uns in einigen Stunden wieder. Die Sieger sollten am Ende zum Mittagessen zurück sein, bei mir wurde es eher zur Kaffeezeit am Nachmittag. Den ersten Anstieg zur Sunnegga plante ich, im lockeren Laufschritt anzugehen – andere Läufer waren da motivierter und zogen direkt an mir vorbei. Wieder andere gingen sehr zeitig in einen Marschierschritt über, der durchaus effizient sein kann. Vermutlich gibt es kein Allgemeinrezept und jeder muss seinen Stil für sich wählen. Als dann das letzte steilere Stück bis zur ersten Verpflegungsstation auf der Sunnegga begann, wechselte auch ich in den Marschierschritt und holte meine Stöcke zur Hilfe. Bereits zu diesem Zeitpunkt entlasteten sie Oberschenkel- und Rumpfmuskulatur. Zudem überlegte ich mir, diese auf dem kurzen abfallenden Zwischenstück bis zum Gornergrat in den Händen zu behalten.  Auch wenn ich Stöcke beim Bergablaufen nicht als sehr hilfreich empfinde. Sunnegga erreichte ich übrigens als 227. nach ca. 1:15h – ich lag in dem erhofften Zeitrahmen.

Das Highlight

Der Anstieg zum Gornergrat war sozusagen die Hors-Categorie der Anstiege des Matterhorn Ultraks. Über 6,5km ging es mehr als 1100 Höhenmeter bergauf. An ein Joggen war jetzt bei allen Amateurläufern – ich zähle mich dazu – nicht mehr zu denken. Doch persönlich lag mir dieser Teil der Strecke. In zügigem Wanderschritt überholte ich den ein oder anderen “Läufer” ohne dabei in den roten Bereich zu gelangen. Es machte Spass. Und als dann, wie von der Moderatorin angekündigt, die Wolken aufmachten und das umliegende Bergpanorama zum Vorschein kam, stieg die Freude weiter. Der weitere Lauf bzw. Marsch bis zum und auf dem Gornergrat war purer Genuss. Links das majestätische Monte-Rosa-Massiv inklusive der beeindruckenden Gletscherströme, direkt vor uns die markante Silhouette des weltbekannten Matterhorns und rechts ein traumhafter Ausblick auf weitere Walliser 4000er Riesen wie Dent Blanche, Zinalrothorn, Weisshorn oder Dom – und zwischendrin unzählige Verrückte und ich, rennend auf dem schmalen Berggrat in 3132m Höhe. Episch!

Anders als das Bild vermuten lässt, hatte ich genug Zeit für Fotos auf dem Gornergrat
Anders als das Bild vermuten lässt, hatte ich genug Zeit für Fotos auf dem Gornergrat

Am Verpflegungsposten gab es nur Getränke. Ich versorgte mich mit etwas Cola (für den Zuckerhaushalt), etwas mehr Bouillon (für den Salzhaushalt) und liess mir meine beiden Trinkflaschen am Rucksack mit Wasser auffüllen (ein sensationeller Service). Aus meinem mitgebrachten Proviant entnahm ich noch ein Energieriegel, den ich schnell verschlang. Und weiter ging es. Und ich hielt wieder kurz inne. Meine Stöcke befanden sich noch in meinen Händen. Eigentlich wollte ich diese wieder auf den Rücken schnallen – doch nach kurzem Zögern ich entschied mich anders und lief einfach weiter. Auf dem Abstieg wurde ich wieder Zeuge von den unglaublichen Bergablaufqualitäten einiger meiner Mitläufer. Ich fühlte mich mit etwas Erfahrung relativ komfortabel auf diesen technischen Passagen; ich meine auch, mich mit einem gesunden Risikogefühl nach unten fortzubewegen und empfinde meine Geschwindigkeit als alles andere als langsam. Doch in welchem atemberaubendem Tempo der ein oder andere über Stock und Stein shreddete (Anm.: “shredden” kommt aus der Sprache der Mountainbiker und bedeutet “den Hang runter fahren, Gas geben”), war einfach nur beeindruckend. Grossartiger Sport! Der Abstieg war übrigens lang. Mit Ausnahme einer kurzen Unterbrechung bei Riffelalp verloren wir über 1200hm auf ca. 11km. Nach anfänglich guter Aussicht fanden wir uns schnell in und unter dem Nebelband wieder, dass uns bis Rennende begleitete. Kurz vor Furi überquerten wir übrigens noch die erwähnenswerte 100m lange und 90m hohe Hängebrücke. Joggen war da übrigens nicht erlaubt – zu Recht, da die von ca. 50 „Läufern“ erzeugten Schwingungen völlig ausreichend waren.

Das “retardierende” Moment

Bei Furi war in etwa Halbzeit des Ultraks – kurzes Zwischenfazit: was für unglaublich cooler Lauf! Die Strecke ist landschaftlich wunderschön, technisch abwechslungsreich, mir geht es noch gut. Jedoch warteten noch harte 22km mit weiteren 1800 Höhenmetern auf mich. Und schon bald begann auch meine Leidenszeit. Der Aufstieg zur Schwarzalp auf 2586m wurde für mich zur kritischen Angelegenheit. Die Oberschenkelmuskulatur liess mich etwas im Stich und verkrampfte. Viele Läufer, wenn auch vorwiegend die vom kürzeren “Mountain” Race, überholten mich nun. Ich ärgerte mich zudem, dass meine Sportuhr 2km mehr anzeigte, als die Beschilderung beim Rennen. Wurden die letzten 20km doch zu einer reinen Farce? Nach dem steilsten Stück des Anstiegs, entschied ich mich die Magnesiumampullen hervorzunehmen, die mir letztes Jahr beim Jungfraumarathon bereits aus der Krise halfen. Die erste war schnell weg, für die zweite hob ich mir etwas Vorrat auf. Das letzte Stück bis zur Verpflegungsstation von Schwarzalp kämpfte ich mich irgendwie hoch, bevor ich dann in einer längeren Pause Bananen, Energieriegel, Orangenstücke, Schokolade sowie Cola und Bouillon zu mir nahm. Während des weniger technischen Abstiegs konnte ich mich etwas erholen, die Verkrampfungen lösten sich. Ich spürte, wie die Wärme wieder in meine Muskulatur gelangte. Nicht so jedoch bei einem meiner Mitstreiter, der am nächsten Anstieg wohl in eine ähnliche Situation geriet. Ich gab ihm die zweite Hälfte meiner Magnesiumampulle. Man kannte sich mittlerweile.

Und dies wurde mir jetzt auch bewusst. Es ging längst nicht mehr darum, ob man auf Position 127, 182 oder 194 ist. Oder ob man den Anstieg fünf Sekunden schneller oder langsamer bewältigen kann. Meine Mitstreitern und ich waren gemeinsam happy, wenngleich angestrengt und erschöpft. Wie wir zusammen gemeinsam die Landschaft eroberten, motivierte und inspirierte – eine traumhafte Trailrun-Erfahrung. Mir persönlich ging es mittlerweile wieder deutlich besser, sodass ich den letzten langen Anstieg gut bewältigten konnte. Spätestens jetzt merkte ich, wie stark die Stöcke eine entscheidende Stütze waren. Generell hatte ich mit der Ausrüstung ein glückliches Händchen – beide Jacken blieben die ganze Zeit im Rucksack, einzig die wärmende Laufmütze legte ich ab ca. 2500m ü. N. an. Schritt für Schritt näherte ich mich der letzten höheren Passüberquerung, bevor ich über ein längeres Flachstück und eine Bergabpassage bei der letzten Verpflegungsstation von Trift ankam. Obwohl das Ziel nur noch 7km entfernt war, nahm ich eine längere Pause in Kauf. Die Mittagsstunde war längst passiert, sodass ich mehr und mehr Hunger bekam. Dementsprechend versuchte ich zum letzten Mal mir ausreichend Nahrung zuzuführen, um auf dem letzten Abschnitt nochmal alles geben zu können.

Das Fazit

Nach einer kurzen Gegensteigung führte eine längerer (4.5km) und doch steilerer Abstieg (ca. 900hm) zurück nach Zermatt, bei dem ich wusste, dass dieser mir in den nächsten Tagen höllischen Muskelkater zufügen würde. Während ich die ersten engen Serpentinen aufgrund müder Beine noch vorsichtig anging, gewann ich Schritt für Schritt langsam wieder Vertrauen und pushte nochmals. Bis 200m vor dem Ziel, als der Bergpfad endete und ich in den abgesperrten Zielbereichs im Zermatter Zentrum einlief. Jubelnde Zuschauer, ein roter Einlaufteppich, Gänsehautatmosphäre. Nach 8:00,33h erreichte ich das Ziel als 159. von 492 männlichen Läufern. Weder die Platzierung noch der Rang bedeuten dabei allerdings viel, sondern vielmehr die unglaubliche Erfahrung alle Wanderwege um Zermatt innerhalb eines Tages abgelaufen zu haben, zusammen mit vielen anderen Berg-verrückten Sportlern, als Teilnehmer der Migurun Skyrunning Series. Dieses Erlebnis am Matterhorn Ultraks war ein besonderes Geburtstagsgeschenk!

Beim Zieleinlauf in Zermatt, nach 49km und 3600hm beim Matterhorn Ultraks
Beim Zieleinlauf in Zermatt, nach 49km und 3600hm beim Matterhorn Ultraks

Einen Tag später sind wir übrigens nochmal bei allerbestem Wetter mit der Bahn auf den Gornergrat gefahren – und erst jetzt wurde ich mir der Weite der Strecke bewusst:

  • 49km sind 7km mehr als ein normaler Marathon, wobei ich immer gesagt habe, dass ich nie Marathon laufe (wohlgemerkt war das auf Strassenmarathons bezogen)
  • 49km ist länger als die Distanz von Zwickau nach Chemnitz, wohlgemerkt aber mit einem Berg ungefähr der Höhe des Grossglockners dazwischen
  • 49km sind mehr als ein Zehntel meines durchschnittlichen Jahreslaufpensums der vergangenen Jahre (ca. 480km), das ich an einem Tag zurückgelegt habe.
Teilweise erkennt ist die Strecke zu erkennen, die ich gelaufen bin - dahinter: das Matterhorn
Teilweise ist die Strecke zu erkennen, die ich gelaufen bin – dahinter: das Matterhorn

English summary: It would be a challenge to summarise everything written in German in a short English version. Thus, this time I will just enumerate a few key facts: 49km, 3600m uphill, 3600m downhill, 5 climbs incl. Gornergrat at 3132m above sea level, incredible views to Monte Rosa and famous Matterhorn, 8hrs of constant movement (running and hiking). Nothing to add!

Post-Inferno im Soustal

Lauf: Mürren – Soustal – Grütschalp – Mürren, 16.6k, 648hm, 20.08.2018 (scroll down for English summary)

Man möge meinen, der Körper braucht ausreichend Erholung. Mit dem Matterhorn Ultraks stand nur eine Woche nach dem Inferno die nächste Herausforderungen an. Und diese sollte noch grösser werden als die Rennradstrecke am Inferno. Eine schnelle Regeneration ist in der Tat mehr als entscheidend. Aber was soll ich machen, wenn ich am Montag bei bestem Bergwetter einen weiteren Tag im Berner Oberland, einem Trailrun-Paradies, verbringen konnte. Mein Herz wollte einen weiteren, wenn auch wenig herausfordernden Traillauf, und auf sein Herz hört man bekanntlich.

Mit dem Mountain-Panaroma-Trail bot sich mir eine nicht gänzlich unbekannte, aber dennoch teilweise neue Strecke an, die ich nach meinem Empfinden mit geringer Intensität bis zum Eingang des Soustals laufen könnte. Über einen schnellen Abstieg zur Winteregg oder Grütschalp hätte ich die Tour zudem jederzeit kürzen können. Der Lauf war ein Traum. Regelmässig hielt ich für Fotostopps, regelmässig kontrollierte ich den Puls und regelmässig beeindruckte mich die traumhafte Aussicht. Als ich dann auf den mir neuen Teil der Strecke gelangte und um den letzte Felsen vor dem Soustal bog, eröffnete sich mir dasselbe mit seinen markanten Gipfeln – dem Schwalmere und den Lobhörnern – in schönster Pracht. Ein typischer ‘Herr der Ringe’-Moment. Berge, Täler, Wälder, Flüsse – wie gemalt.

Blick ins Soustal - mit Schwalmere sowie den Lobhörnern leicht verdeckt in den Wolken
Blick ins Soustal – mit Schwalmere sowie den Lobhörnern leicht verdeckt in den Wolken

Nach einer kurzen Pause begab ich mich auf den Rückweg über Grütschalp. Natürlich nahm ich nicht den Zug, streute auch keine weitere Abkürzung ein, sondern versuchte direkt weiter nach Mürren zu laufen. Am Ende summierte sich die Strecke zu einer Länger von knapp über 16km bei 648hm. Vielleicht gilt ein solche Tour nicht zwingend als Erholung, für mich war es jedoch die Freude pur und der anschliessende Besuch im Spa sorgte auch für die willkommene Entspannung. Es wird übrigens sicher nicht die letzte Tour ins Soustal gewesen sein. Das ruft gerade danach, weiter entdeckt zu werden.


English summary: Recovery is one of the most important goals that one should have when having two races on consecutive weekends. But what can one do if there such beautiful weather in the mountains around Mürren. So, I – the one – decided to go for a rather relaxed run into the direction of the Soustal. On the 16k tour with almost 650hm, I really enjoyed every single meter. And with the subsequent visit in the Spa area of Mürren, I could also name this as a relaxing day. But one thing is for sure, I need to further discover the valley of Soustal.

Inferno Triathlon 2018

Radfahrt: Oberhofen – Beatenberg – Interlaken – Brienz – Meiringen – Grosse Scheidegg – Grindelwald, 97km, 2145hm, 18.08.2018 (scroll down for English summary)

Vor über zweieinhalb Jahren habe ich Lauftrek ins Leben gerufen – einen Blog, auf dem ich anfänglich überwiegend über meine Berglaufabenteuer berichten wollte, später aber schnell gemerkt habe, dass ich doch auch Rad- und Mountainbiketouren sowie andere Outdoor-Sporterlebnisse einbezog. Einer der Hauptgründe, wieso ich diese Leidenschaft vor einiger Zeit für mich entdeckte, war der Inferno-Triathlon. Ein Langdistanz-Triathlon mit 3.1km Schwimmen, 97km Rennrad fahren, 30km Mountainbiken und 25km Laufen, der jährlich im Berner Oberland stattfindet und seit jeher tausende Athleten in den Bann zieht. Aufgrund zweier Hochzeiten konnte ich in den letzten beiden Jahren nicht teilnehmen, weder am Triathlon noch am parallel ausgetragenen Halbmarathon. Dieses Jahr aber war es wieder so weit.

Und irgendwie bin ich meiner Linie treu geblieben. Denn bei allen meiner drei bisherigen Teilnahmen startete ich in unterschiedlichen Disziplinen: 2013: 17km Berglauf im Triathlon als 4er-Team, 2014: 21km Halbmarathon als Einzelstarter, 2015: 30km Mountainbike und 17km Berglauf im Triathlon als 2er-Team. Dieses Jahr sollte ich mir das erste Mal die Startnummer des Rennradfahrers anlegen. 97km, von der Schwimmübergabe in Oberhofen, auf den Beatenberg (1500m), über Interlaken am Brienzer See bis Brienz, weiter nach Meiningen, hoch zur und über die Grosse Scheidegg und runter nach Grindelwald zur Übergabe an den Mountainbiker. Insgesamt über 2000hm. Zu meinem Vorteil kannte ich die Strecke, da ich sie vor drei Jahren testweise schon abgefahren bin. Ich kannte die anfängliche ungleichmässige Steigung am Beatenberg, ich kannte das lange, flache, zum Teil windausgesetzte Mittelstück bis Meiringen und ich kannte auch die steile unangenehme Auffahrt zur Scheidegg. Doch am Ende half mir alles Vorwissen nichts, ich musste die Strecke bewältigen. Und ich litt dabei.

Am Anstieg zum Beatenberg konnte ich die Fahrt und die Aussicht noch geniessen
Am Anstieg zum Beatenberg konnte ich die Fahrt und die Aussicht noch geniessen

Doch vielleicht ein kurzer Abriss bis zu der entscheidenden Stelle, bis zu der noch alles glatt lief. Zuerst hiess es 3.30Uhr aufstehen, damit genug Zeit blieb, um zu frühstücken, mit der Seilbahn runter zufahren, in das Auto umzusteigen und um gegen 5.45Uhr in Thun, 45min vor dem Schwimmstart anzukommen. Die Radfahrer gingen dann weiter nach Oberhofen, in die Wechselzone vom Schwimmen zum Radfahren. Um ca. 7.30Uhr übergab mir unsere Schwimmerin den Zeitchip, den ich um das linke Fussgelenk anmachte. Anschliessend radelte ich los. Keine 500m später befand ich mich bereits schon im Anstieg zum Beatenberg. Die Steigungen über 8% ignorierte ich mit einem möglichst runden und leichten Tritt. Nur keine Kraft verlieren auf den ersten Kilometern. Das gelang mir gut, sodass ich mich mit grosser Freude auf die Abfahrt nach Interlaken begeben konnte. Unten im Flachen angekommen, versuchte ich auch weiterhin einen guten Tritt zu finden. Leichter wurde es dadurch, dass sich eine grössere Gruppe unmittelbar vor mir bildete. Zwar ist Windschatten fahren offiziell nicht erlaubt, aber ein bisschen profitieren konnte man dennoch. Mit ca. 35km/h im Schnitt ging es so nach Meiringen, bevor der finale Anstieg zur Scheidegg anstand.

Der Anstieg besteht aus zwei Teilen und wird von einem ca. 2km langen Flachstück unterbrochen. Das heisst aber auch, dass die beiden Steigungen mit wesentlich mehr Steigungsprozenten aufwarten als die im Roadbook ausgewiesenen durchschnittlichen 7.5% auf 18.7km. Der erste Teil ging gut. Der zweite Teil startete vielversprechend, trotz das die Sportuhr Steigungswerte von bis 20% anzeigte und ich Zick-zack fahren musste. Doch als die letzten 4km mit mehr als 10% im Schnitt bis zur Passhöhe anbrachen, brach ich ein. Die Kraft war raus, der Tank leer, der Mann mit dem Hammer da. Ich quälte mich Tritt für Tritt nach oben. Andere Fahrer, die vermutlich spezifischer trainiert hatten, zogen an mir vorbei. Irgendwie erreichte ich jedoch die Passhöhe und mit knapp 4:10h Fahrzeit lag ich noch in einer akzeptablen Zeit. Auf der Abfahrt nach Grindelwald versuchte ich laufen zu lassen, ohne dabei zu viel Risiko einzugehen. Und trotz der vollen Konzentration, die nötig war, machte es extrem Spass. Mit einem Lächeln auf den Lippen erreichte kurz nach Mittag 12:00Uhr nach 4:34h Fahrzeit die Wechselzone, wo ich unserem Mountainbiker übergab.

3.1km Schwimmen, 97km Rennrad, 30km Mountainbike, 17km Berglauf - am Ende wartet der verdiente Zieleinlauf
3.1km Schwimmen, 97km Rennrad, 30km Mountainbike, 17km Berglauf – am Ende wartete der verdiente Zieleinlauf

Knapp fünf Stunden später liefen wir dann zu viert über die Ziellinie beim Inferno Teamtriathlon. Interessanterweise erreichten wir als 92. von 99 klassifizierten Teams das Ziel relativ spät. Doch die Platzierung ist nebensächlich und wir konnten es dafür länger geniessen als viele andere – ich insbesondere. Denn nach meiner persönlichen Meinung ist die Radrennstrecke das beste, wenn auch das härteste Teilstück des Teamtriathlons. Und zwar aus folgenden Gründen:

  1. Man ist mit 4-4.5h am längsten von allen Disziplinen unterwegs (Schwimmen: ca. 1h, Mountainbike: ca. 2-2.5h, Berglauf: ca. 1.5-2.5h)
  2. Man hat die meiste Abwechslung bei den Aussichten (Thunersee, Beatenberg, Brienzersee, Eiger, Mönch, Jungfrau, etc.)
  3. Man erlebt das Rennen von 6:30Uhr vom Schwimmstart bis zum Zieleinlauf des Läufers mit (die Mountainbiker und Läufer können dagegen ausschlafen und verpassen die morgendliche Stimmung am Thunersee)

Mittlerweile habe ich 3 von 4 Inferno Disziplinen bestritten. Eine logische Konsequenz wäre das Schwimmen und dann auch die Teilnahme als Einzelathlet. Aber trotz aller Euphorie, die heutige Leistung hat mir auch gezeigt, dass es für mich ein verdammt langer Weg wäre. So, Hut ab vor allen Einzelathleten, die dieses Jahr wieder den Inferno erfolgreich bestritten haben.


English summary:  It has been Inferno time! And while I could not participate in the last two years due to weddings, this time I made. As the Ultraks mountain run was waiting for me only one week later, we decided to start in the team competition with me as the road cyclist for the first time. After our swimmer handed me over the time chip at about 7:30 a.m., I start my 97k tour with more than 2000m elevation gain. Except for the last 4k at the climb of Grosse Scheidegg, it went really well for me. In total, I needed 4:34h for the entire tour and as a team we reached the finish line in Mürren after 10hrs and 17mins – but time did not matter, it was just a great Inferno event again!