Inferno-Triathlon 2019 – überraschend als Couple

Rennrad: Obersteinberg – Beatenberg – Interlaken – Meiringen – Grosse Scheidegg – Grindelwald, 97km, 2200hm, 20.08.2019
Lauf: Stechelberg – Lauterbrunnen – Grütschalp – Winteregg – Mürren, 17km, 963hm, 20.08.2019

Nach dem Rennen ist vor dem Rennen. Nach dem MXAlps beim Montreux Trail Festival ist der Inferno-Triathlon. Doch lange stand gar nicht fest, ob der Inferno-Triathlon dieses Jahr überhaupt eine Teambeteiligung finden sollte. Drei Einzelstarter und zwei verbliebene Interessierte. Ich war einer von der zweiten Kategorie. Der Schwiegervater ‚in spe‘ der andere. Beide waren wir nicht wirklich dediziert auf einen Wettkampf vorbereitet. Dennoch entschieden wir uns für die Teilnahme als Couple. Wir kannten die Strecke von den vorherigen Austragungen und von der Aufteilung sollte uns der jeweilige Abschnitt entgegen kommen. Für mich standen 97km Rennvelo fahren auf dem Programm, welche ich letztes Jahr bestritt, sowie die abschliessenden 17 Laufkilometer von Stechelberg nach Mürren, eine Distanz, die ich in der aktuellen Form im Halbschlaf absolvieren sollte können.

Im Gegensatz zum Vorjahr begab ich mich nicht ins Startgelände, sondern direkt nach Obersteinberg, der ersten Wechselzone. Kurz nach 7:30Uhr bekam ich den Zeitchip übergeben und schwang mich auf das Velo. Meine Beine fühlten sich noch müde an, aber es war auch noch zeitig am Morgen. Wie im letzten Jahr begann nach 500m der erste Anstieg zum Beatenberg. Ich spürte, dass ich nicht im lockersten Tritt den Berg erklomm. Zeitlich war ich jedoch gut dabei. Die folgende Abfahrt nach Interlaken konnte ich sogar geniessen. Im Gegensatz zum letzten Jahr erwischte ich jedoch keine grössere Gruppe auf dem Zwischenstück nach Meiringen, an die ich mich im gepflegten, windschattenfreien Abstand anhängen hätte können. Im Gegenteil. Ich fuhr oftmals allein. Und das noch im leichten Gegenwind. Ich verlor Kraft dabei.

Die Abfahrt vom Beatenberg nach Interlaken mit bis zu 77km/h Höchstgeschwindigkeit

Bereits als ich die in den Anstieg der Grossen Scheidegg einfuhr, wurde mir klar, dass es ein Kampf wird, innerhalb der Karenzzeit zu bleiben. Schon nach den ersten Kurven fuhr ich auf der letzten Rille und musste einen nach dem anderen Mitstreiter passieren lassen. Knapp 17km und über 7.8% im Schnitt Steigung lagen da noch vor mir. Sollte ich tatsächlich das Rennen aufgrund der Zeitüberschreitung nicht beenden können? Ich setzte mir kleine Ziele: bis zum nächsten Baum, bis zur nächsten Kurve, bis zu der Brücke weiter vorne. Dann befand ich mich auf dem flachen Zwischenstück kurz vor Rosenlaui. Dort gönnte ich mir, anders als andere, ein paar Minuten Pause und Schokolade. Das Wichtigste war jetzt, dass die Stimmung wieder besser wurde. Auf dem anschliessend mir gut bekannten und bis zu 15% steilen Stück nach der Schwarzwaldalp stieg ich ab. Aus dem Vorjahr wusste ich, dass einige meiner Mitstreiter dort mit dieser Methode nur wenig Zeit verloren, dabei aber Kraft gesparrt hatten. Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt, dachte ich mir. Auch eine Anekdote Wert: im Winter bei meiner Schneeschuhtour bin ich die Scheidegg mit den Ski abgefahren. In lockeren und leichten Schwüngen.

Mittlerweile sass ich wieder auf dem Rad. Durch anstrengend wirkende Schwünge beziehungsweise stetigem Zick-Zack fahren umging ich den ganz steilen Stellen. Die Strecke flachte auf 10-12% ab. Wer nun glaubt, dass der schwerste Teil passiert und ich sozusagen gerettet war, der muss sich nur an das letzte Jahr erinnern. Damals bin ich auf den letzten 4km vor dem Gipfel eingebrochen. Dieses Jahr passierte mir das nicht. Ich war schon längst im tiefroten Bereich, der Mann mit dem Hammer schon über 1h auf meinem Gepäckträger. Irgendwie erreichte ich aber doch die Passhöhe auf fast 2000m über Meer und begab mich auf die 10km lange Abfahrt nach Grindelwald. Hier galt es ausschliesslich, auf der eher schlechten Strasse konzentriert zu bleiben. Nach gut 5h Fahrzeit kam ich in der Wechselzone in Grindelwald-Grund an und übergab an meinen Partner. 20 Minuten länger als im Vorjahr – mir fehlte definitiv das Velo-spezifische Training dieses Jahr.

Doch der Inferno-Triathlon war für mich noch nicht vorbei. Ich musste noch nach Stechelberg zum Berglauf. Und viel Zeit hatte ich nicht. Also zog ich mir schnell trockene Laufkleidung an – in dieser fühle ich mich dieses Jahr irgendwie wohler – und begab mich mit unserem Support auf den Weg. In Stechelberg versuchte ich mich nochmal zu verpflegen, zu entspannen, etwas zu schlafen. Sobald mein Partner mir den Zeitchip übergab und ich wieder auf die Strecke ging, merkte ich, dass zwei unserer Einzelstarter ebenfalls gerade in der Wechselzone losliefen. Nach insgesamt 8,5 Stunden Rennzeit lagen wir alle gleich auf – nur, dass die beiden die komplette Distanz allein bewältigt hatten. Und so zog ich etwas frischer und auch wenig überraschend erst einmal allein weiter.

Die letzten schweren Schritte bis zur Grütschalp – Hauptsache lächeln

Die ersten fünf Laufkilometer legte ich mit einem 5:30min/km-Schnitt zurück, bevor ich bei Lauterbrunnen in den Anstieg einbog. Dort wechselte ich schon bald in den Marschierstil. Die Zeit war mir nun weniger wichtig. Ich wusste, dass ich locker vor der Karenzzeit ins Ziel kommen würde und einen Einbruch befürchtete ich aufgrund meiner Berglaufform auch nicht. Unterwegs holte ich noch den dritten Einzelstarter ein – beziehungsweise die Einzelstarterin – und begleitete sie noch eine Zeit lang. Die Single-Trail-Passage unterhalb von Grütschalp genoss ich, auch wenn mein Tank zu leer war, um dort locker hinauf zu „springen“. Die nur leicht ansteigende Strecke zwischen Grütschalp und Mürren lief ich in lockerem Laufschritt, versuchte aber auch, nochmals alles rauszuholen. Um ca. 17:00Uhr erreichte ich Mürren, holte den Jubel in der Chalet-Erika-Kurve ab und lief mit meinem Tandempartner um kurz nach 17:00Uhr zufrieden ins Ziel ein. Auch wenn der Wettkampf aufgrund begrenztem spezifischem Radtraining ein Krampf war, die Atmosphäre am Inferno-Triathlon hat uns wieder in ihren Bann gezogen, die Qualen auf Strecke uns vergessen lassen und uns zu dieser doch sehr coolen Leistung getragen.

Ps.: Auch im Jahr 2019 habe ich eine Streckenkombination beim Inferno gewählt, die ich noch nich zu vor absolviert hat. Langsam gehen mir die Optionen aus.

English version: For quite a while, it was not obvious that I will participate in the Inferno team triathlon. Only one week before, I decided to register for the couple competition together with my so-to-say father-in-law. Both of us did no specific training before the race. However, we both were confident that our basic endurance condition would help us survive. Nonetheless, when sitting on the race bike and climbing Grosse Scheidegg, I felt my heavy untrained legs. Being in a good ‚running‘ shape does not necessarily help your form on the bike. And, thus, I suffered for almost two hours before I could go downhill to Grindelwald. The final run from Stechelberg to Murren, however, was relatively easy. Of course, I did not have a full battery anymore but could still finish the 17km within less than two hours. And with this, I had another successful finish of a long-distance race.