Saisonfinale in Teneriffa

25°C. Sonne. Etwas Wind. Wellen. Salzwasser. Strassen zum Radfahren. Trails zum Wandern und Laufen. Es gibt wenige Orte, die im November mit solchen Charakteristiken aufwarten können, die zudem noch in akzeptable Flugzeiten erreichbar sind. Ein sicherer Tipp sind jedoch die Kanarischen Inseln. Und nach dem wir Fuerteventura bereits kannten, Lanzarote zu klein erschien und Gran Canaria doch eher zum reinen Geniessen geeignet ist, entschieden wir uns für Teneriffa als Ort für unseren Kurzurlaub von fünf Tagen. Ein Kurzurlaub, der aus einer Kombination von Sport und Erholung bestehen sollte. Und einer kleinen Erkältung. Aber fokussieren wir uns auf die positiven Highlights.

Trailrun zu den Höhlen der Aussteiger

Lauf: La Caleta – El Puertito – La Caleta, 12.6k, 324hm, 03.11.2019

Nach einem ersten längeren Strandaufenthalt packte ich meine Laufschuhe aus. Wir befanden uns am nördlichen Ende des Playa des Americas Strandes. Nach ein paar grösseren 4-5 Sterne Hotels bildete der Ort La Caleta de Adeje sozusagen den Abschluss der Zivilisation. Anschliessend führte ein kleiner Single-Trail-Wanderweg die Küste entlang, der eine schöne Aussicht auf den Atlantik hergab.

Auf den Trails kurz nach La Caleta – in der nächsten Bucht befanden sich die Aussteiger

Nach ein paar hundert Meter erreichte ich eine erste Bucht mit einem schönen abgelegenen Strand. Ich war jedoch nicht allein. Erstens verirrten sich doch einige Touristen hier her, die etwas weniger Trubel als an den grossen Stränden weiter südlich haben wollten. Zweitens wurde dieser abgelegene Teil von sogenannten Aussteigern, die nicht auf Konsumgüter angewiesen sein wollen, bevorzugt angezogen. Das im Durchschnitt angenehm warme Wetter, vereinzelte Höhlen, die Schutz vor Kälte und Wind geben, sowie die Nähe zu Touristenstandort hat wohl diese Gegend so bekannt für die Aussteiger gemacht. Interessant zu sehen.

Ich persönlich lief noch etwas weiter in Richtung Norden, bis ich an eine Hotelruine kam. Oder war es doch eher ein nicht fertiggestellter Bau? In jedem Fall bog ich dann ins Landesinnere ein, um nicht den gleichen Weg zurückzulaufen. Es war mir schon etwas unangenehm, durch die Wohnzimmer der „Hippies“ getrampelt zu sein. Den Weg zurück nach Costa Adeje habe ich dann irgendwie über einige gefühlte Umwege gefunden. Ich passierte eine Bananenplantage, später, zurück in La Caleta, sogar noch einige riesige Neubauvillen. Grösstenteils noch im Bau. Es war definitiv eine abwechslungsreiche Tour.

Eine mittelschwere Velotour nach Santiago del Teide

Radfahrt: La Caleta de Adeje – Playa San Juan – Puerto de Santiago – Santiag del Teide – Guia de Isora – La Caleta de Adeja, 65.9km, 1521hm, 04.11.2019

Am nächsten Tag stand die obligatorische Velotour auf dem Program. Teneriffa ist zwar bei den meisten nicht als Radsportmekka bekannt – im Gegensatz zu Mallorca – bietet aber wie alle der grossen Kanarischen Inseln perfekte Trainingsbedingungen. Nicht umsonst kommen regelmässig die Profi-Teams auf die Insel, um insbesondere die warme Umgebung für das Höhentraining in den kälteren Monaten zu suchen. Für mich sollte eher eine mittlere Tour anstehen. Seit dem Inferno-Rennen bin ich schliesslich nicht mehr richtig auf dem Rad gesessen.

Beim Free Motion T3, einem bekannten Sport- und Triathlongelände, mietete ich mir ein Rennrad. Von dort aus wählte ich die Route der Küste entlang über Playa San Juan, Alcala und schliesslich Puerto Santiago. Von dort aus konnte ich die Los Gigantes erspähen, die als massive Bergformen direkt ins Meer fallen. Mächtig gewaltig. Mächtig gewaltig erschien mir auch der auf mich wartende Anstieg bis nach Santiago del Teide. Von Meereshöhe sollte es auf knapp 1000m gehen. Ich versuchte nicht zu übertreiben und die Fahrt zu geniessen. Dennoch kam ich an meine Kraftgrenze. Einen Anstieg von fast 15km und fast 900 Höhenmetern fuhr ich mit meinen spärlich gesammelten Radkilometern in diesem Jahr nicht einfach mal locker ab. Dennoch erreichte ich Santiago del Teide und suchte mir ein geeignetes Plätzchen für die Verpflegung.

Von Santiago del Teide war der namensgebende Teide-Vulkan (3’718m) gut zu sehen

Nach gut 45min Pause begab ich mich auf den Rückweg. Doch diese führte nicht direkt zurück ans Meer sondern durch das Hinterland. Das Problem: ich musste erst einen weiteren 2.5km langen und 7% steilen Hügel überwinden. Ich spürte meine Beine. Als Belohnung dafür hatte ich Teide-Vulkan in meinem Blick. Mit 3718m ist dieser die höchste Erhebung der Kanaren und sogar von ganz Spanien. Verständlich, wieso hier die Profis zum Training vorbeikommen. Für mich stand nach dem kleinen letzten Anstieg keine Herausforderung mehr im Weg. Die letzten 25km ging es stetig bergab, sodass ich nach etwas über 3h meine Runde mit knapp 66km und 1500hm entspannt abschliessen konnte.

Eine Wanderung in die Höllenschlucht

Wanderung: Barranco del Infierno, 8k, 291hm, 05.11.2019

Für Teneriffa gibt es einen Wanderführer von Rother, der mit über 80 Touren gefüllt ist. Wir entschieden uns ebenfalls dafür, eine kurze Wanderung zu machen. Aber keine, die im Führer stand. Da am Nachmittag noch zwei Stunden Surfunterricht auf unserem Plan standen, wählten wir eine kurze, anspruchslose Wanderung, die nicht zu weit von Costa Adeje entfernt war. Gut, dass der Weg zur Barranco del Infierno (der Höllenschlucht) seit ein paar Jahren wieder geöffnet hatte.

Blick in die Höllenschlucht „Barranco del Infierno“ – fast schon mystisch zogen Nebelwolken auf

Beim Startpunkt in Adeje angekommen wurde uns verpflichtend ein Helm angelegt. Nicht, dass der Weg durch die Schlucht besonders schwierig sei oder sogar Kraxelei erfordert. Jedoch kann es passieren, dass ab und zu ein Steinchen oder anderes von den Steilwänden des Canyons herunterkommt. Und so stiefelten wir in voller Ausrüstung los. Der Wanderweg war alles andere als herausfordernd. Die Aussicht aufgrund der sich immer weiter schliessenden Schlucht begrenzt. Je weiter wir in die Schlucht vordrangen, desto mystische wurde die Umgebung. Die Luft wurde feuchter, die Pflanzen grüner, Nebelschwaden verfangen sich in den Felswänden. Zum Schluss wartete ein lieblicher Wasserfall auf uns, der den Abschluss der Schlucht und unserer Wanderung bildete.

Ps.: Am Nachmittag standen noch zwei Stunden Surfunterricht an, welche wir bei Sonnenuntergang und besten Farben genossen. Anschliessend hiess es auskurieren von einer Erkältung, ansonsten hätte es wohl noch ein bis zwei Berichte mehr gegeben.

English version: There are not many places where you can go in November that have 25°C, good weather conditions, nice hiking, running and cycling routes, and which are close to central Europe. Tenerife is definitely one of those options. When spending a week there, I managed to go for one pretty cool run, for a moderat-difficulty cycling tour, as well as for a short hiking tour. The rest I was sick in bed. However, overall this vacation was quite helpful for relaxing and a good end of my 2019 sports season.