Vier Zwischenläufe im Berner Oberland

Im Vergleich zu den vergangenen Jahren ist der Trainingsablauf und die Rennvorbereitung in diesem Sommer etwas Durcheinander. Das liegt vor allem am Timing der Wettkämpfe. Während in den Vorjahren jeweils das Saisonhighlight im August oder September stattgefunden hat, lag dieses Jahr mit dem Swiss Canyon Trail der erste Saisonhöhepunkt bereits hinter mir. Nun galt es die Zwischenzeit bis zum nächsten Wettkampf zu überbrücken, zu erholen, die Form zu halten oder sogar noch etwas auszubauen. Zeit dafür hatte ich unter Woche keine. Nur an den Wochenenden, die wir glücklicherweise des Öfteren in Mürren im Berner Oberland verbrachten, konnte ich etwas in den Bergen „springen“ gehen. Heraus kamen dabei unter anderem vier wundervolle Touren, die genau so gut als schöne Tageswanderausflüge durchgehen hätten können.

Restschneefelder und Kammlauf

Lauf: Spilbodenalp – Schiltal – Wasenegg – Bryndli – Mürren, 8.0km, 477hm, 29.06.2019

Nach einem lockeren Aufwärmspaziergang (gut 2km) bis zur Spilbodenalp schnürte ich die Laufschuhe fester. Mein Ziel war es, über das Schilttal zum ersten Mal zum Grauseeli zu gelangen. Bisherig habe ich den kleinen Bergteich, in dem sich Eiger, Mönch und Jungfrau spiegeln, im Sommer wie Winter nur von Weitem zu Gesicht bekommen. Doch bereits nach einigen hundert Metern merkte ich, dass die Wanderwege im oberen Schilttal noch spärlich präpariert waren. Zudem versperrten grössere Restschneefelder die eigentliche Route. So beeindruckend die dicken Schneemassen sind, unter welchen der Schiltbach hervorgeschossen kommt, nie ist man sicher, ob der Schnee das Gewicht hält. Daher entschied ich relativ bald, umzukehren und auf einer alternativen Route über Wasenegg zurückzulaufen. Dabei war ich einmal mehr von dem Kamm zwischen Wasenegg und Bryndli beeindruckt, auf welchem man den besten Ausblick auf das Berner Dreigestirn hat.

Wetterhorn, Eiger Mönch und Jungfrau vom Kammweg zum Bryndli

Der Allmendhubel-Loop

Lauf: Mürren – Blumental – Allmendhubel – Palace-Run – Mürren, 5.54km, 271hm, 30.06.2019

45min. Das war die maximale Dauer, welche ich mir für einen kurzen Sonntagslauf Zeit nehmen wollte. Nicht viel, wenn man bedenkt, dass von Mürren aus eigentlich fast jeder Trail mit ein paar hundert Höhenmeter beginnt und dadurch zeitlich immer schwierig einzuschätzen ist. Aber ich lief bei bestem Wetter in Richtung Allmendhubel los. Über traumhafte Single-Trails gelangte ich durch das Blumental bis zur Suppenalp. Von dort aus ging es über Wiesen an der Pension Sonnenberg vorbei und auf breiten Wegen in Richtung Allmendhubel. Diesen sowie die zig Sonntagsausflügler, die mit der Bahn bis hier oben auf 2000m gelangt sind, liess ich links liegen und wählte anschliessend den Rückweg über den schnellen Palace-Run. Nach gut 41min kam ich wieder in Mürren an – ein schöner kurzer Berglauf-Loop, mit doch 271 Höhenmetern.

Jungfrau und Suppenalp inmitten von blühenden Bergwiesen

Die Generalprobe – der Lauf der ersten Male

Lauf: Mürren – Kanonenrohr – Birg – Grausewli – Zum Stutz – Mürren, 16.6km, 1153hm, 20.07.2019

Noch eine Woche bis zu meinem zweiten Saisonhighlight, dem 55km langen MXAlps beim Montreux Trail Festival. Natürlich befand ich mich in einer gewissen Tapering- also ruhigen Vorbereitungsphase. Dennoch hatte ich im Hinterkopf, das ich immer am Wochenende vor einem Ultralauf noch ein mittelschweres Training eingebaut hatte. Über die beiden Ausflüge ins Soustal vor Ultraks und Swiss Canyon Trail berichtete ich jeweils. Also begab ich mich auch dieses Mal wieder auf den Weg, dieses Mal jedoch in Richtung Schilthorn. Über das Kanonenrohr wollte ich aufsteigen, und gegebenenfalls mit der Gondel zurück.

Der Weg durch das Kanonenrohr bis zur Schilthornhütte ist für mich besonders speziell. Einerseits bin ich dort bei meinem ersten Halbmarathon (dem Infernolauf) im Jahr 2014 gelaufen. Andererseits habe ich seit dem den Weg nur noch mit Skiern bewältigt – abwärts. Dieses Mal jedoch kämpfte ich mich zum ersten Mal zum Training hinauf. Bei der Schilthornhütte angekommen gönnte ich mir eine kurze Verschnaufpause, bevor ich mich in Richtung Engetal aufmachte. Dort war der Weg jedoch noch komplett mit Schnee bedeckt, sodass ich nur unter höchstem Kraftaufwand vorwärts kam. Bei der Abzweigung zur Birg auf 2540m über Meer entschied ich mich das Unternehmen Schilthorn abzubrechen und die Birg als mein Tagesziel zu setzen. Zu müde war ich und Übertreiben war eine Woche vor einem Ultramarathon nicht erlaubt.

Auf der Birgstation nahm ich etwas Verpflegung zu mir, genoss den Ausblick und stellte mit Erschrecken fest: seit 2011 komme ich nach Mürren, aber noch nie hatte ich Birg im Sommer bestiegen. Ein weiteres erstes Mal Auf dem Rückweg lief ich am Grausewli vorbei, denn ich vor drei Wochen nach liegen lassen musste. Auch eine Premiere. Durch die Pause sowie der Tatsache, dass es bergab ging, hatte ich auch wieder genügend Energie getankt um eine Extraschleife über das Sefinental zu wagen. Anstatt jedoch über die Spilbodenalp direkt nach Mürren zu laufen, entschied ich mich für einen weiteren kleinen Umweg über den Wasserfalls ‚Am Stutz‘, bei welchem der Wanderweg sagenhaft unterhalb durch führt. Zum ersten Mal konnte auch dieses Naturschauspiel begutachten. Und so war diese Generalprobe vielleicht nicht so erfolgreich aus sportlicher Sicht, aus landschaftlicher Sicht aber allemal.

Auslaufen am Chännelegg

Lauf: Mürren – Chännelegg – Mürren (Alpines Sportzentrum), 4.1km, 210hm, 21.07.2019

Am Folgetag spürte ich meine Oberschenkel. Müdigkeit oder Muskelkater – genau konnte ich es nicht sagen. Doch ich entschied mich dafür, eine kurze Trailrun-Wander-Dehnungseinheit einzulegen, bevor ich anschliessend ein paar lockere Bahnen schwimmen wollte. Als Route wählte ich das Chännelegg, eine traumhafte Hochmoorgegend, die durch ihre farbenprächtige Wiesen beeindruckt. Bei jedem Anstieg bin ich ohne zu zögern in den Wanderstil gewechselt. Oberstes Ziel war es, keine Energie zu verlieren. Auf dem höchsten Punkt nutzte ich dann eine Bank, um einige Dehnungsübungen durchzuführen. Das Panorama dabei beeindruckend. Nach dem Abstieg, abermals über den Palace-Run, gelangte ich zum Schwimmbad im Alpinen Sportzentrum. Dort sollte ich mich entspannen, in Vorbereitung auf den MXAlps Lauf eine Woche später.

English version: Although I am not following a proper training plan, I usually take quite some thought and care in my preparations before my highlight races. But this year everything was different, as my first ultra race was already in June. With four shorter mountain runs I tried to keep or even improve my form. Luckily, we stayed on some weekends in the mountains of Mürren. So, I finished four pretty amazing trail runs and collected more than 2000m of elevation. With this I should be well prepared for the upcoming MXAlps race in Montreux.