Lauf: Mürren – Spielbodenalp – Rotstockhütte – Sefinenfurgge – (Gspaltenhornhütte), 22.1km, 1590m, 05.08.2017
… und doch nicht ganz bis zur Gspaltenhornhütte. Zu müde waren die Beine, zu müde war auch der Kopf – und irgendwie wollte ich nicht übertreiben. Somit bleibt die Gspaltenhornhütte mir vorerst noch unbekannt.
Doch vielleicht von Anfang an: Nur eine Woche nach dem spektakulären Zürich Triathlon entschieden wir uns, das Wochenende im entspannten Mürren zu verbringen. Es war Dorffest. Und auch sonst ist es immer wieder schön da. Für mich persönlich war es ebenfalls vorteilhaft, wollte ich doch eine Woche später einen weiteren traumhaften Wettkampf bestreiten. Was bietet sich da besser an, als in der Berglandschaft von Mürren etwas trainieren zu gehen.
„Zur Gspaltenhornhütte über die Sefinenfurgge und zurück“ – so lautete das sportliche, doch sehr hochgesteckte Ziel. Immerhin bin ich bisher nie weiter als bis zur Rotstockhütte gekommen. Und die liegt laut Karte ungefähr bei der Hälfte der Strecke. Also los geht es: Locker und leichtfüssig lief ich direkt in den ersten Anstieg hinein. In 20min erreichte ich die Spielbodenalp, die ich direkt links liegen liess und meinen Lauf in Richtung Bryndli fortsetzte. Jetzt wurde es steil. Über unzählige kleine Serpentinen gewann ich unheimlich schnell Höhe, und es fühlte sich noch gut an. Oben angekommen, konnte ich mich auf dem flachen Plateau bis zur Rotstockhütte etwas ausruhen. Doch irgendetwas spürte ich.
Nach einer knappen Stunde erreichte ich die Rotstockhütte, auch diese liess ich aus, da ich nicht viel Zeit verlieren wollte. Noch immer ohne Pause wählte ich den Weg zur Sefinenfurgge. Und jetzt wurde es hart. Nicht nicht bildlich, auch real. Meine Muskulatur fühlte sich nicht mehr frisch an, sodass ich auf „normales“ Wandern umstieg. Der Puls jedoch war nachwievor bei ca. 155-160 Schlägen pro Minute. Gutes Training also. Aber es wurde härter. Glücklicherweise überholte mich ein gleichgesinnter Bergläufer. Dies motivierte sehr. Erstens konnte ich mich gut an seinem Tempo orientieren (ohne es zu halten), zweitens war nicht der einzige Verrückte.
Die Uhr zeigt 1:42h als ich endlich die Sefinenfurgge erreichte – für knapp 10km bei weit über 1000hm. Und die Aussicht belohnte für all die Anstrengungen. Ich nahm etwas Nahrung zu mir, unterhielt mich mit dem anderen Läufer (ein in der Schweiz lebender Spanier) und machte einen Fehler. Nur um eine bessere Aussicht zum Fotografieren zu bekommen, wagte ich mich 20m weiter in Richtung Gspaltenhornhütte. Der Blick auf das Blümlisalpmassiv und über das Kiental war beeindruckend. Alle Mühe vergessen. Die Motivation stieg. Die Beine fühlten sich wieder frisch an. Also setzte ich mir den Rucksack wieder auf und lief doch noch weiter.
Nach einem kurzen Bergsprint wurden mir die Folgen meiner Entscheidung bewusst. Vor mir breitete sich ein langsam abfallender, weitläufiger Trail aus. Zugegeben, als Trailrunner geht einem das Herz auf. Aber wie sagte Faust so schön: „Zwei Seelen schlagen, ach! in meiner Brust…“ Jeden Höhenmeter, den ich verlor, müsste ich später wieder aufsteigen. Aber noch war ich zu euphorisiert. Mit agilen, schnellen Schritten lief ich den aufregenden Wanderweg hinunter, der teilweise mit Treppenstuffen und Seilen gesichert war. Und schliesslich musste ich einen Felsvorsprung über eine Leiter absteigen. Einfach einzigartig. Viel weiter ging es jetzt aber nicht mehr. Die Gspaltenhornhütte war immer noch nicht in Sicht. Ich brach mein Vorhaben ab. Zu müde waren die Beine, zu müde war auch der Kopf – und irgendwie wollte ich nicht übertreiben. Und somit bleibt die Gspaltenhornhütte mir noch unbekannt.
Der Rückweg wartete aber noch auf mich. Ein zweites Mal und nun zum Geniessen ging es über Leitern, Treppen und Seilen zurück zur Sefinenfurgge, zur Rotstockhütte, zur Spielbodenalp und schlussendlich zurück nach Mürren.