Mürren im Doppelpack – Gourmetausflug inklusive

Es war wieder einmal so weit – ein Wochenende in Mürren stand bevor, dem autofreien Bergdorf im Berner Oberland, direkt vor der prominenten Kulisse von Eiger, Mönch und Jungfrau. Aufgrund der heutigen flexiblen Arbeitsgestaltung sind wir schon am Donnerstagabend angereist. Nach getaner Arbeit am Freitag, sprich „Home Office“ – wohlgemerkt mit ständigem Blick auf das Berner Dreigstirn – war ein kleiner Spaziergang angesagt. Nur eine Vorgeschmack auf ein bergiges Wochenende…

Zur Rotstockhütte – zum Einkehren

Wanderung: Mürren – Suppenalp – Schiltalp – Wasenegg – Rotstockhütte – Bryndli – Spielbodenalp – Mürren, 15.0km, 932hm, 08.07.2017

Mürrens Panorama in speziellem Licht - Eiger, Mönch und Jungrau
Mürrens Panorama in speziellem Licht – Eiger, Mönch und Jungfrau

Was folgt nach einem kleinen Spaziergang? Ein grosser Spaziergang. Oder eben eine kleine Wanderung. Das Schöne ist, dass wir Länge und Schwierigkeit mittlerweile spontan im Schilthorngebiet entscheiden können. Erstens gibt es unendlich viele Kombinationen von Wanderwegen. Zweitens kennen wir sie mittlerweile alle. Oder auch nicht.

Während wir schnell durch das Blumental und über die Suppenalp zur Schiltalp gelangten, hatten wir nun die Qual der Wahl, um unser Ziel der heutigen Etappe zu erreichen. Denn die Rotstockhütte, welchen wir für einen kleinen Mittagssnack anvisierten, lag direkt hinter der Wasenegg und ist auf 4 unterschiedlichen, aber direkten Wegen erreichbar. Wir entschieden uns für einen mir unbekannten Pfad – über den Tistelwang.

Kurz spielten wir sogar mit der Idee, bis zum Grauseewli weiter zu „kraxeln“ – doch der Hunger war grösser und wir schlugen den direkten Weg zur Hütte ein. Schnell passierten wir die Wasenegg und stürmten ins Sefinental hinunter, wo wir wir alle anderen Wandertouristen hinter uns liessen, um uns einen guten Platz in der Hütte zu sichern. Und nicht nur den bekamen wir, sondern auch eine liebevoll und herrlich geschmückte Käse-Speck-Platte sowie eine leckere Tagessuppe. Wahnsinn!

Höchstes Qualität und geschmackvolles Design - Mittag an der Rotstockhütte
Höchstes Qualität und geschmackvolles Design – Mittag an der Rotstockhütte

Der anschliessende Rückweg und Abstieg über das Bryndli fiel somit noch leichter, auch wenn das Essen anfangs noch im Bauch zu spüren war.

Im Frühtau zu Berge…

Lauf: Mürren – Winteregg – Mountain View Trail – Mürren,  11.1km, 392hm, 09.07.2017

„Morgenstund hat Gold im Mund“. Oder „Der Frühe Vogel fängt den Wurm“. Oder „Wer zuerst kommt, mahlt zu erst“. Das funktioniert auch an einem Sonntag. Noch vor dem Frühstück schnürte ich diesmal die Laufschuhe – immerhin stand noch ein paar Stunden Hausarbeit sowie eine dreieinhalbstündige Rückfahrt zurück nach Zürich an. Dann gelten oben aufgezählte Redewendungen gleich doppelt.

Also, eine kleine Banana gegessen, etwas Wasser getrunken und los ging es. Ich startete mit Einlaufen, da ich doch bekanntlich Mühe mit hoher Intensität am Morgen habe. Mir entgegenkommend wählte ich die leicht abschüssige Route bis Winteregg, wo ich mich wegen des Weges entscheiden wollte. Weiter nach Grütschalp, weiter abschüssig? Oder, und so kam es auch, hoch Richtung Oberegg und Saustal? 

Ich entschied mich für letzteres, auch wenn ich den Weg von der ersten Trailrunningtour des Jahres in etwa kannte. Zwar stieg der Pfad nun leicht an, doch mein Körper wachte langsam auf und mein Herz auch. Als ich nun beim nächsten Abzwei in Richtung Saustal weiterlief, stieg die Freude umso mehr. Erst passierte ich einen herrlichen Farnwald, dann den kleinen Staubbach (der im weiteren Verlauf zum berühmten Staubbachfall vor Lauterbrunnen wird). Schlussendlich gelangte ich bei der Pletschenalp auf den Mountain View Trail. Dieser ist ein herrlicher Panoramaweg, der von Grütschalp nach Mürren führt und normalerweise ständig Ausblick auf Eiger, Mönch und Jungfrau gibt.

 

Auch wenn das Wetter an diesem Morgen nicht mitspielte – der Weg war perfekt. Trailrunning pur. Und als ich wieder in Mürren ankam, hatte ich 11.1km, 392hm und ca. 1:14h zurückgelegt. Ein umfangreicheres zweites Frühstück hatte ich mir somit verdient…

Die „perfekteste“ Laufrunde hinter Zwickau

Lauf: Vielauer Wald – Hasslauer Höhe – Lutherhöhe – Silberstrasse Wald – Friedrichsgrüner Höhe – Vielauer Höhe, 12.3km, 309hm, 02.07.2017

Es war wieder einmal soweit. Wie früher über heimatliche Wege im Hinterland von Zwickau laufen. Oder wie in den beiden Artikeln Homeland run und Entdeckungstour durch das Zwickauer Hinterland letztes Jahr. An einem herrlichen Sonntagvormittag am ersten Juliwochenende verband ich schon mal gelaufene zwei Routen zu einer 12.3km-Runde, die dadurch wie die Faust aufs Auge zum Blogtitel Lauftrek passte. Laufen auf einem Track, also einem nicht befestigten (d.h. nicht asphaltierten) Weg.

Wenig überraschend startete ich dabei durch den Vielauer Wald. Auf dem Hauptweg gelangte ich nach Hasslau, vorbei am Sandberggymnasuum wählte ich den Pfad zurück zur Vielauer Höhe. Über den Abstieg nach Bogenstein und dem bekannten kurzen Stich zur Autobahn erreichte ich die Lutherhöhe. Der anschliessende Höhenweg bis zur Einsamen Eiche ist zwar im Sommer etwas verwachsen, aber dennoch laufbar. Den Wegweiser abwärts folgend (immerhin befand ich mich jetzt auf einen offiziellen Wanderweg) konnte ich mich auf dem Singletrail bis zum Bergweg von Silberstrasse austoben, bevor ein ca. 1km langes Asphaltstück bis zum Ortsausgang bewältigt werden musste.

Eine einsame "Eiche" zwischen Lutherhöhe und Silberstrasse
Eine einsame „Eiche“ zwischen Lutherhöhe und Silberstrasse

Nur durch meine mittlerweile vorhandene Ortskenntnis wusste ich, wie ich den Wanderweg im Wald wiederfand. Spaßig war der Lauf durch das kniehohe Gras (immerhin bin ich allergisch auf Gräser) nicht. Und auch die Fortsetzung des Wanderweges war mit einigen kleineren Kämpfen durch das Gestrüpp verbunden. Anscheinend ist dieser Teil des Weges nur selten belaufen, was sich durch das ob mir erschrockene Eichhörnchen bestätigte. Vermutlich ist es doch sehr lange schon keinem Menschen mehr begegnet. Erst nachdem ich einen kleinen Waldbach passiert habe, wurde die Wege wieder befestigter und laufbarer, bis ich schließlich auf der Friedrichsgrüner Höhe den Wald wieder verliess. Der anschliessende Heimlauf über die Vielauer Höhe konnte ich ohne Hindernisse, aber mit viel Freude zurücklegen.

Unglaubliche Farben auf der Vielauer Höhe
Unglaubliche Farben auf der Vielauer Höhe

Fazit: Die Route ist grossartig – ein Geheimtipp in der Region Zwickau. Eine abwechslungsreiche Runde über fast 12.5km, die durchaus auch als kleine Wanderung begangen werden kann. Schade, dass teilweise beschilderte Wege verwuchert sind. Aber eine lange Hose oder die anschliessende Zeckenkontrolle helfen.

Die Getreide ist in seine vollen Blüte - mit Blick auf Zwickau
Die Getreide ist in seine vollen Blüte – mit Blick auf Zwickau

Trailrun auf den Grossen Mythen – eher Trail als Run

Lauf: Schwyz – Holzegg – Grosse Mythen – Holzegg – Haggenegg – Schwyz, 22.2km, 1670hm, 18.06.2017

Ein Wochenende „frei“. Nach unzähligen Wochenenden, die mit Tennisinterclubmatches, Familienreisen, Hochzeiten oder anderen Festanlässen belegt waren, konnte ich mich am 17. und 18.06. (fast) ausschliesslich auf sportliche Aktivitäten konzentrieren. Nachdem ich Samstag doch auch dazu genutzt habe, die Wohnung etwas aufzuräumen sowie an einem weiteren Geburtstagsfest teilzunehmen, fokussierte ich mich Sonntag ganz auf den Sportausflug. Ich wählte die Aktivität des Berglaufs, verenglischt auch „Trailrun“ – sozusagen die puristischste der Lauftrek-Sportarten.

Doch welcher Berg sollt es sein? Oder doch besser nur ein Höhenweg? Mit oder ohne Bergbahn? Wie schwierig? Wie steil? Wie viele Touristen? Wie komme ich da hin? Nach einer spannenden Phase der Evaluation entschied ich mich für den „Grossen Mythen“, einen Berg unweit von Schwyz und des Vierwaldtstätter Sees. Ohne Seilbahn. Steil. Technisch anspruchsvoll. Und vielleicht doch mit ein paar Touristen. Aber gut von Zürich mit dem Zug erreichbar. 

Der Grosse Mythen (rechts) und sein "kleiner Bruder" (links)
Der Grosse Mythen (rechts) und sein „kleiner Bruder“ (links)

In Schwyz angekommen kontrollierte ich die Ausrüstung. Der Rucksack war halb gefüllt mit etwas zu trinken, ein paar Riegel zum Essen, Wechselklammotten und natürlich der Fotokamera. Ich folgte den gelben Wanderwegschildern Richtung Gipfel und hatte mich schnell eingelaufen – und auch verlaufen. Anstatt die Abzweigung zum Holzegg zu nehmen, bewegte ich mich erst durch die Wohnausläufer der Stadt bevor ich wieder auf den eigentlichen Wanderweg kam. Aufgrund der doch schon beachtlichen Höhenmeter als auch der bereits hochstehende Sonne (es war 10.30Uhr morgens) war es jetzt bereits eine schweisstreibende Angelegenheit. Angenehmer wurde es, als ich den schattigen Waldwanderweg endlich gefunden habe – auch wenn aufgrund der Steilheit ans Rennen nicht mehr zu denken war. 

Nach ca. 75min und bewältigten 800hm erreichte ich Holzegg und nahm mir ein paar Minuten für eine erste kurze Verpflegungspause. Alleine war ich übrigens nicht. Durch die Seilbahn, die aus Brunni hier oben ankommt, haben sich doch einige „Touristen“ an diesen schönen Ausflugsort verirrt. Und einige nahmen auch den Aufstieg zum Grossen Mythen in Angriff. Dieser war übrigens sehr beeindruckend. Ziemlich steil an der Felswand entlang schlängelte sich ein kleiner Pfad über 47 Wanderserpentinen bis zum Gipfel hoch – teilweise mit Drahtseilen und Halterungen gesichert. Ans Rennen war nun gar nicht mehr zu denken, wäre aber auch nicht besonders effektiv. Und sowieso, bei zügigem Wandern befand sich mein Puls bereits jenseits der 160 Schläge pro Minute.

Es dauert keine 45min bis ich den Gipfel auf 1898m erreichte. Und ja, ich war nicht der einzige, aber der Ausblick war überwältigend. Da der Gipfel ähnlich – und der Vergleich hinkt natürlich – des Matterhorns allein stehend ist, bekommt man ein volles 360°-Panorama mit bekannten Schweizer Gipfeln wie Titlis, Pilatus oder Rigi geboten. Gleichzeitig kann man vielzählige Schweizer Bergseen entdecken. Neben dem Vierwaldtstättersee, der sich zu meinen Füssen ausbreitete, erspähte ich noch Sihlsee, Lauerzersee, Zugersee und Aegerisee. Und eine Hütte gab es hier oben auch – schön!

Ausblick vom Gipfel Richtung Schwyz und Vierwaldtstättersee
Ausblick vom Gipfel Richtung Schwyz und Vierwaldtstättersee

Der Abstieg war natürlich Trailrun-Freude pur, wenn auch intensiv für die Muskulatur. Zurück in Holzegg nahm ich anschliessend über den nördlich gelegenen Haggenegg den Rückweg auf. Schöne gleichmässige Waldpfade sorgten jetzt für ein angenehmeres Joggen, obwohl die Beine schwerer und schwerer wurden. Der Abstieg von Haggenegg nach Schwyz zog sich doch länger als ursprünglich gedacht. Und obwohl ich auf den letzten Kilometern in Schwyz selber nochmals den Turbo anwarf, verpasste ich leider den Direktzug nach Zürich um 3min. Etwas ärgerlich nach über 22km Trailrun und fast 4h Laufzeit. Somit blieb aber wenigstens etwas Zeit für einen leckeren Snack und etwas Eistee zur verdienten Erfrischung.